Mittwoch, 5. November 2008

Pseudo-Hunde-Versteher

Ich muss zugeben, das sie mir langsam auf die Nerven gehen, die Hundebesitzer und ihr Besserwissertum. Liegt vielleicht auch daran, dass ich grundsätzlich immer erstmal davon ausgehe, dass derjenige vor mir weiß, wovon er spricht und es möglicherweise besser weiß, als ich.

Fängt an bei: "Nö lassen Sie Ihren Rüden ruhig mal machen, meine Lady wehrt sich schon!" (Né, sorry, aber das geht grad echt nicht, was "mein Rüde" da so fabriziert) über "Ach, die müssen das einfach mal auskämpfen in der Gruppe" (So ein Blödsinn, oder sind wir zwei grad ein Rudel oder was??) hin zu "Ja ich hab auch ein Leckerlie für Dich" (Hallo, Nein! Können Sie mal fragen, bevor Sie meinem Hund was zu fressen geben?).

Die Welt der Hunde und "-Besitzer" ist ziemlich neurotisch, stelle ich fest. Das Dumme ist, man kommt nicht drumherum. Und jeder meint, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Dabei ist das völlig unwichtig. Wichtig ist eigentlich nur: Wer ist der oder die Type mit dem Hund da? Kann ich meine Weisheiten übertragen oder nicht?

Eigentlich genauso wie im "Real-Life", na klar, war sonst... Ich muss zugeben, ich erziehe meinen Hund fast ausschließlich intuitiv. Natürlich hab ich mich auch vorgelesen ("Hilfe, mein Hund ist aus Versehen ein Rüde geworden!"), aber mit den Dramen will ich mich gar nicht so sehr beschäftigen, ich vertraue darauf, das ich mich "richtig" verhalte, wenns ernst wird. Ist mit anderen fremden und eigenen Hunden in den letzten 15 Jahren schon vorgekommen und hat bestens geklappt, im Ernstfall (=Hund wird angegriffen, lauft vor Auto etc.).

Jedenfalls fühl ich mich langsam als Exot in Eimsbüttel Hamburg Altona. Mit den Dingen, die ich toleriere und denen, die ich unterbinde. Kann aber nicht soo verkehrt sein, weil in der Hundeschule kann er immer alles schon, was wir grad lernen sollen. (Naja, bis auf das Rüpel-Sein, das er dort grad ausleben möchte.)

Und dann gibts noch die Kontrolleure, die natürlich gar nicht angesagt sind (bin gott sei dank noch keinem begegnet, aber ist Gesprächsthema Nr. 1 unter den Hundebesitzern). Diesen tollen Hundeführerschein können wir erst machen, wenn Marun ein Jahr alt ist. Der berechtigt uns allerdings auch nur, in den normalen Stadtstraßen ohne Leine zu gehen. In den Parks sind Hunde-ohne-Leine tabut, es sei denn, extra gekennzeichnet dass nicht.

Und wo bitte soll ich lernen, wenn der Hund jünger als 12 Monate ist? So eine schwachsinnige Relgel hab ich bisher nur in der Wirtschaft kennen lernen dürfen. (Ich wusste, das ich mich darüber aufregen würde, wenn ich je wieder einen Hund haben würde.) Die Hunde, die echt aggro sind (weil Umfeld und Besitzer ein Problem haben), laufen eh ohne Leine, weil es die Besitzer nicht interessiert. Und die Hunde, die, weil Besitzer so drauf ist, gerne Teil unsererer Gesellschaft sein möchten, die dürfen nicht. Und werden aggro, weil sie ständig an der Leine sein müssen.

Was für eine verkehrte Welt. Ihr müsst mal mit meinem kleinen Hund in den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Einfach weil er da ist, entlockt er den meisten Kids (es sei denn, sie haben grad ein Brötchen in der Hand, sehen Marun nicht aber er sie und springt sie an, weil er so gern ein Stückchen abhaben möchte und er war diesmal schneller als ich) und jeder Omi ein Lächeln, einfach durch angucken. Was wäre eine Stadt ohne Hundewelpen? Eine Stadt ohne Katzen, Hunde, Eichhörnchen, Vögel, Hasen.

Nicht lebenswert. Denkt eigentlich jemand da oben in der Politik? Und lebt er hier, in zb. Hamburg?

Naja. Kümmert mich nicht, weil ich mach halt so wie ich denk, wie immer. Tragisch ist nur, dass die Falschen bestraft werden und die Hundeaggressivität steigen wird, nicht fallen. Und ich halt jetzt auch wieder einen Hund hab und nicht möchte, dass er unter die Räder kommt, sondern ein wundervolles, spannendes und genussvolles Leben hat.

Liebe Grüße,
marymi :)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Moin Marymi!

Ähnliche besserwissende Bemerkungen habe ich ständig bekommen, nicht mit meinem Hund, sondern mit meinem ekzemenkranken Kind.
Hunde waren mal Wölfe, die Menschen haben sie dann zu einem opportunistischen, pfötchengebendes Wesen herangezüchtet duch ihrer Herrschsucht.Ich finde, dass die meisten BESITZER nicht in Augenhöhe ihre Tiere begegnen, sondern ein altes, energetisches Spielchen treiben. Hunde nehmen gerne Neurosen vom Herrchen auf, sie katalysieren.Was ich bemerkt habe, dass wilde Tiere sich anderes verhalten, Menschennähe suchen und mich anschauen. Und die braven, zahmen gegen egoistische Kontrolle rebellieren und manchmal durchdrehen.

Gruss
Roxana

miss_z hat gesagt…

"da oben in der Politik"? bist Du sicher? "da oben" ist doch eine Richtungsangabe. Wenn Politik "da oben" ist, wo ist der Rest dann? :)