Donnerstag, 18. Oktober 2007

Laut ists grad!

Wir erleben gerade spannende Zeiten, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ich mir das "Weltgeschehen", mein soziales Umfeld anschaue und mich selbst beobachte, würde ich die derzeit heftigste Spannung mit dem beschreiben, was "Krieg" oder "Frieden" ausmacht... ich habe noch keine richtigen Begriffe dafür gefunden. Mir kommt diese "Spannungs-Atmosphäre" "laut" vor, meistens mit aggressivem Unterton, sie hat manchmal was schleichendes, Subtiles. Sie enthält unterschwellig all die Dinge, die "Frieden" so schwer machen... Anschuldigungen, Rechthaberei, Täter-Opfer-Suche und wenig sich auf sich-selbst-konzentrieren und bei sich selbst bleiben. Die einzige Lösung, die ich im Moment für mich in solchen Situationen habe, ist, mich rauszuziehen, zur Not auch bei physischer Anwesenheit. Manchmal geht es aber auch, wenn das so spontan angesprochen wird...

Zum ersten Mal ist mir diese Atmosphäre im September aufgefallen. Die erste Situation mit einem Freund hat mich einfach verwirrt, ich habe diese Art Reaktion nicht verstanden. Sie kam etwas plötzlich, es ging um Geld, die Sachlage war eindeutig, es gab genügend Spielraum um eine gemeinsame Linie zu gehen, aber dazu war der Freund irgendwie nicht bereit. Im Umfeld merkte ich ähnliche Situationen zwischen anderen Menschen. Im Beziehungsstreit einer meiner Freundinnen versuchte ihr Partner zwischenzeitlich, mich ohne mir Bescheid zu sagen als Sündenbock aus der Tasche zu zaubern, was allerdings so weit hergeholt und offensichtlich war, dass es nicht funktionierte. Aber ich merkte, dass mich das, als ich es erfuhr, für einen kurzen Moment wirklich wütend machte.

Sehr überrascht war ich dann von einer weiteren Situation im September, bei der es wieder um Standpunktbeharrung, Aggression, Dominanz etc. ging. Überrascht war ich, weil ich das von diesem Menschen irgendwie gar nicht erwartet habe... das komplette aus-der-Mitte-fallen, Grenzen des Anderen überschreiten, "sein-Zeugs-aufdrücken". Meine eigene Herausforderung war noch nie, mich in jemanden anders einfühlen oder diesen verstehen und seine Handlungen nachvollziehen zu können. Meine Herausforderung war es immer, auseinanderzuhalten ob ich grad mich oder den anderen fühle, körperlich und seelisch. In dem Falle war die Situation so krass, dass ich tatsächlich für 10 Minuten mich selbst verlor... das ist mir lange nicht passiert und kurz danach habe ich als heftigen Unterschied eine für mich ganz andere und sehr angenehme Situation bezüglich dieser Art "gefühlte Selbstauflösung" (bzw. eben trotz großer Nähe letzteres nicht) erlebt und dieser Unterschied innerhalb so kurzer Zeit war für mich sehr erkenntnisreich.

Seit einem Jahr stelle ich bei mir fest, dass das "Spiegelung-Prinzip", dass ich gelernt und oft angewandt habe, nicht mehr oder anders funktioniert. Aber nachdem mir nun dreimal in solch kurzer Zeit diese Situationen so hautnah begegnet sind, fragte ich doch noch ein paar Freundinnen nach ihrer Wahrnehmung der Situationen. Inwischen glaube ich, dass das einfach gerade die Zeitqualität ist... es entstehen Krisen dieser besonderen Art, um bestimmte "Werte" und Umgangsformen, oder Eigenschaften wie Dominanz, Kontrolle, Starre, und so weiter, klar sichtbar an der Oberfläche zu zeigen. Velleicht, damit wir sie sehen und entscheiden können, ob wir dieses Spiel eigentlich immer noch so haben wollen, oder nicht. Karen Bishop hat das mal vor einiger Zeit mit "maskulinen Eigenschaften" beschrieben, daran fühle ich mich stark erinnert...

Meine Eltern haben es wunderbar für sich herausgefunden, als ich sie neulich besuchte. Diese Spannungs-Atmosphäre erlebte ich dort ebenfalls, als ich ankam, ich konnts nicht zuordnen. Es war wie ein "ständiger Schlagabtausch". Er nervte und irritierte mich und ich hab ihn nicht verstanden. Das sagte ich und die Beiden schauten mich an, überlegten, schauten sich an und meinten, sehr ehrlich: "... Komisch, es ist so, als ob wir in Konkurenz miteinander gehen, seit Du da bist..." Und dann haben wir uns noch ein bisschen darüber ausgetauscht und die restlichen Tage verliefen recht friedvoll.

Nichts desto trotz sind diese Spannungen allgemein weiter da, global (weltpolitisches Säbelrasseln, Streik, unerbittliche Parteien, Gegen- statt Mitarbeit), in meinem Arbeits- und auch Freundesumfeld. Allgemein betrachtet sehe ich darin wirbelnde Veränderungen, die derzeit stattfinden und die so ausgehen, dass wir uns als Menschen für ein gemeinsames Miteinander entscheiden. Persönlich finde ich es bisweilen ziemlich anstrengend, damit umzugehen. Manchmal ist es anstrengend, weil es einseitig ist, wenn grad nur eine Person ein friedliches Miteinander möchte, ich sehe das, kann aber den anderen nicht erreichen. Manchmal ist es anstrengend, weil diese Situationen oft ganz plötzlich kommen, in null-komma-nix tauchen sie auf und ab und zu verchwinden sie genauso schnell wieder. Anstrengend auch, weil ich es nicht ganz einfach finde, in den Situationen ich-selbst-friedlich und in meiner Energie zu bleiben - denn dann gehts mir am besten und es ist sofort klar, worum es eigentlich geht, nicht erst Stunden, Tage oder Wochen später. Und natürlich ist es auch traurig, weil immer wieder etwas verloren geht, was man liebgewonnen hat.

Das alles hat für mich nichts mit "Flow" zu tun, der uns befähigt und mit viel Spaß, Kreativität, Inspiration und Austausch leben und lernen lässt... Und der trotzdem auch da ist, nur derzeit nicht immer sichtbar :)

Auch heute, auf meiner Rückfahrt von Lübeck nach Hamburg, sollte wieder gestreikt werden - aber auch diesmal war dieser beendet, als ich den Zug nahm... Und auch die lustigen chaotischen Zustände in meinem Umfeld gibts noch! Mir persönlich reichts nun allerdings an dieser lustigen Art Chaos und anstrengenden Bomben-Atmosphäre, auch im Umfeld. Ich werde ein paar friedliche Erholungstage verbringen und kreiere mir schon mal ein schönes nächstes Abenteuer auf Reisen und vorher noch ein bisschen neuen finanziellen Nachschub bittschön :)


Bis bald,
Eure marymi

2 Kommentare:

J. L. T. hat gesagt…

Dagegen hilft:

"Wenn eines Tages die Welt untergeht, so begebe Dich nach Mecklenburg, denn dort geschieht
alles hundert Jahre später."
soll Bismarck gesagt haben. Gerade gefunden auf der Herbstreise nach MVP.

Sonnige Ankunftsgrüße von der Reiseelfe

MaryMi hat gesagt…

Helloo Reiseelfe! Das ist ein schöner Spruch, ob ich wohl deshalb dort mal wohnen werde?

;) liebe grüße, marymi